PROJEKTREPORTAGE

Westin Hamburg Hotel - Elbphilharmonie, Hamburg

Herzog & de Meuron, Hamburg
bost group, Berlin

Auf dem Backsteinsockel des ehemaligen Kaispeichers A erhebt sich der gläserne Baukörper der Elbphilharmonie.

Schlafen mit Aussicht: das Bauwerk der Mutigen

  • Autoren: Sebastian Redecke, Christiane Fath
  • Fotos: Iwan Baan

Hamburg hat nach neun Jahren Bauzeit endlich sein spektakuläres Wahrzeichen in Besitz genommen. Auf dem Backsteinsockel des ehemaligen Kaispeichers A erhebt sich der gläserne Baukörper der Elbphilharmonie prachtvoll in den Himmel. Er beherbergt zwei Konzertsäle, Gastronomie, ein Hotel, Luxuswohnungen und die öffentliche Plaza.

Den Bedeutungsgehalt dieses einzigartigen Bauwerks der Architekten Herzog & de Meuron wird man an der Straße vor dem weitgehend geschlossenen Backsteinblock aus den sechziger Jahren stehend zunächst nicht gewahr. Doch dann, schon beim Eintritt, beginnt die Entdeckung der erlebnisreichen Inszenierung des Inneren. Ein Gang mit einer 80 Meter langen, in der Steigung leicht sich verändernden Rolltreppe führt in gut vier Minuten durch den alten Hafenspeicher hinauf zu einem großen Aussichtsfenster und schließlich zur Plaza in 37 Metern Höhe.

Von diesem zentralen Platz, an den sich ein Außenrundgang anschließt, bieten sich weite Ausblicke auf die Stadt und den Hafen. Ist dieser öffentliche Raum erreicht, laden flache Treppen ein, den Weg weiter nach oben zum Foyer der Konzertsäle fortzusetzen. An der Plaza liegen außerdem der Zugang zur Lobby des Westin Hamburg Hotels, der Elbphilharmonie-Shop, ein Restaurant und ein Café. Dieser gesamte Bereich ist unabhängig von einem Konzertbesuch erreichbar. Der Bürgermeister nennt ihn den höchstgelegenen öffentlichen Platz Norddeutschlands.

Ausgeklügelte Fertigbadzelle: Raumerweiterung mit Blick durch das Hotelzimmer.

„Ruhe, Langsamkeit, Farben, Sand, Form, Wasser – alles Inspirationsquellen an diesem außergewöhnlichen Ort.”

Tassilo Bost, Innenraumdesign Hotel

von links nach rechts: Jacques Herzog, Pierre de Meuron, Ascan Mergenthaler

Das mit identischer Grundfläche aufgesetzte sich spiegelnde Gebäude aus teilweise gebogenen Glaselementen und mit hängenden „Mulden“ als Loggien setzt sich aus drei Teilen zusammen. Im Herzen liegt der große Konzertsaal verborgen.

Baden, Zähneputzen und Entspannen in luftiger Höhe.

Seine Foyerbereiche und die Musikergarderoben zeigen sich großzügig konzipiert und belichtet an den Glasfassaden. Auf der Spitze wurden die 45 Luxuswohnungen platziert. Den südöstlichen Gebäudeteil nimmt auf 21 Geschossen das Westin Hamburg Hotel mit 205 Zimmern und 39 Suiten ein. In der Fassadengestaltung sind die unterschiedlichen Nutzungen nicht ablesbar. Der große Konzertsaal mit 2.100 Plätzen hat eine mittig gelegene Bühne ähnlich der Form des großen Vorbilds in Berlin und der zuletzt eröffneten Pariser Philharmonie.

„Purismus und Harmonie: Wir haben alles weggelassen, was mit Zeitgeist und Trend zu tun hat.“

Tassilo Bost, Innenraumdesign Hotel

Der Saal in der Hansestadt musste wegen der Geräusche und Vibrationen jedoch konstruktiv völlig unabhängig vom Äußeren konzipiert werden. Dies bedeutete eine sehr aufwendige Stahlkonstruktion mit Stahlfedern, die den Saal vom umgebenden Raum trennt. Die wellenförmig ansteigende Dachform ist wie bei den markanten „Segeln“ in Sydney nur formal begründet und daher im Saal nicht erfahrbar.

Den südöstlichen Gebäudeteil nimmt auf 21 Geschossen das Westin Hamburg Hotel mit 244 Zimmern und Suiten, Restaurant, Bar, Wellness- und Konferenzbereich ein.

Für die Akustik wurde der renommierte Japaner Yasuhisa Toyota beauftragt. Er entwickelte mit den Architekten die „weiße Haut“. Es handelt sich um gefräste, optisch sehr gelungene Gipsfaserplatten, die computergesteuert individuell entsprechend den geschwungenen Innenwänden hergestellt wurden. Im ehemaligen Kakao- und Kaffeebohnen- Kaispeicher, der völlig entkernt wurde, sind die „Kaistudios“ mit dem Education-Bereich „Instrumentenwelt“ untergebracht. Hier sollen vor allem junge Menschen in Workshops an das Erlernen eines Musikinstruments herangeführt werden.

Außerdem befinden sich im Speicher Büros der Verwaltung und das sechsgeschossige Parkhaus mit 520 Plätzen. Die geschwungene, bis auf eine Höhe von 110 Metern aufragende Dachfläche wurde mit 5800 runden „Pailletten“ aus Aluminium gestaltet, die von zwei eingefügten Terrassen aus auch für die Hotelgäste gut erlebbar sind.

Die Elbphilharmonie hat eine lange Planungs- und Bauzeit hinter sich. Es gab zahlreiche gravierende Probleme, die dazu führten, dass die Kosten im Laufe der Zeit extrem stiegen. Großprojekte dieser Kategorie bergen immer Risiken, doch am Ende ist das Kunstwerk der Schweizer Architekten gelungen. Hamburg hat seit dem 11. Januar in der HafenCity seine Elbphilharmonie als einen akustisch wie architektonisch weltweit einzigartigen Ort der Musik, der den Blick auf die Stadt nachhaltig verändern wird.

Architekten

HERZOG & DE MEURON Basel Ltd.
Rheinschanze 6
4056 Basel
Schweiz
www.herzogdemeuron.com

Innenraumarchitekt Hotel
Bost Interior Design GmbH & Co. KG
Bismarckallee 24
14193 Berlin
www.bost-group.com

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron wurde 1978 von Jacques Herzog und Pierre de Meuron in Basel (Schweiz) gegründet. Die beiden Bürogründer haben an der ETH Zürich studiert und lehren heute an der ETH und der Harvard University in Cambridge. Neben dem Hauptsitz in Basel hat das Büro weitere Niederlassungen in Hamburg, Hongkong, London und New York. Die Arbeit wird ausschließlich in Teams absolviert, die für jedes Projekt neu  zusammengestellt werden. Senior Partner sind Christine Binswanger, Ascan Mergenthaler und Stefan Marbach. International wurde das Büro durch den Umbau der Tate Modern in London, die Allianz Arena in München und das Nationalstadion in Peking bekannt. Im Jahr 2001 erhielt das Büro den Pritzker-Architektur-Preis, die Jury lobte hier vor allem den leidenschaftlichen Umgang mit und die Vielfalt an Baumaterialien. Erst kürzlich hat das Büro den Wettbewerb für das neue Museum des 20. Jahrhunderts in Berlin gewonnen.

Projekte (Auswahl)

2016 Vitra Schaudepot, Vitra Campus, Weil am Rhein
2015 Blavatnik School of Government, Oxford, England
2015 Nouveau Stade de Bordeaux, Bordeaux, Frankreich
2014 Ricola Kräuterzentrum, Laufen, Schweiz

Produktinformationen

Waschtischarmatur Lineare
Wannen- und Duschthermostat Grohtherm 3000 Cosmopolitan
Vorwandinstallation Rapid SL

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